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Dekanatssynode

Dekan André Witte-Karp wiedergewählt

Dem wiedergewählten Dekan André Witte-Karp gratulierten Pröpstin Dr. Anke Spory und der Dekanatsvorsitzende Gerhard Schulze-Velmede

Pfarrer André Witte-Karp (47) ist vom Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Gießen am Freitag, 13. September 2024 nahezu einstimmig für eine zweite Amtszeit als Dekan wiedergewählt worden.

Die Dekanatssynode aus Vertretern der 19 Kirchengemeinden sowie kirchlichen Einrichtungen repräsentiert rund 45600 Kirchenmitglieder in und um Gießen. Außerdem befassten sich die Gemeindevertreter, die im Ev. Kinder- und Familienzentrum Schlangenzahl in Gießen tagten, mit der Zukunft der kirchlichen Gebäude und hörten Berichte aus der Behindertenseelsorge und der Jugendarbeit.

Vor der Wahl hatte Witte-Karp als Schwerpunkte der Arbeit im Dekanat u.a. das diakonische Engagement von der Flüchtlingshilfe bis zur Behindertenseelsorge  sowie die Arbeit der 19 Kindertagesstätten und Familienzentren genannt, außerdem die interreligiösen Beziehungen vor allem zur Jüdischen Gemeinde und zu den muslimischen Gemeinden, insbesondere nach dem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023.
Im Blick auf die Umgestaltung der Kirchengemeinden sprach sich Witte-Karp für eine Kirche aus, die es in die Lebenswelten der Menschen zieht und die offen und gastlich in ihre Räume einlädt.

André Witte-Karp ist seit 2019 Dekan des Evangelischen Dekanats. Er studierte Evangelische Theologie und Sozialwissenschaft in Bochum, Wuppertal, Bonn und Edinburgh. Nach dem Ersten Theologischen Examen arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre (Evangelische Sozialethik) an der Ruhr-Universität Bochum und war Lehrbeauftragter im Fach Organisationssoziologie an der Universität Luzern. Seit 2010 war er Pfarrer in der Kirchengemeinde Friedberg. Witte-Karp ist verheiratet und hat zwei Kinder. 

Ein Dekan ist zuständig für die Personalführung der kirchlichen Mitarbeiter im Dekanat, für die Personal- und Pfarrstellenplanung und für die Begleitung der Pfarrstellenbesetzungen in den Gemeinden und Einrichtungen.  André Witte-Karp ist auch Kuratoriumsvorsitzender der Kindertageseinrichtungen im Dekanat und Aufsichtsratsvorsitzender der Jugendwerkstatt Gießen gGmbH sowie Mitglied in der Gesellschafterversammlung des Agaplesion Evangelischen Krankenhauses Mittelhessen und im Regionalbeirat des Diakonischen Werks Gießen. 

Sorge über Demokratieverdrossenheit

Der Dekanatsvorsitzende, Gerhard Schulze-Velmede, eröffnete seinen Bericht an die Gemeindevertreter mit der Sorge über Demokratieverdrossenheit und das Auseinanderbrechen des gesellschaftlichen Grundkonsens. Das sei verbunden „mit der Ausgrenzung von Menschen und Gruppen, die anders denken, eine andere Meinung haben oder anders aussehen.“ 

Außerdem erläuterte er in seinem Bericht die Neugliederung der Gemeindelandschaft in und um Gießen. Nach der bereits erfolgten Bildung von Gesamtkirchengemeinden in Gießen Mitte, Nord und Ost, Allendorf-Kleinlinden werde es zum Jahreswechsel 2025/26 auch Gesamtkirchengemeinden in Biebertal-Heuchelheim sowie aus den Gemeinden Albach, Garbenteich, Hausen, Steinbach und Watzenborn-Steinberg geben. Mit der Bildung gemeinsamer, nachbarschaftlicher Strukturen nutze man die knapper werdenden Finanzmittel und Personalstellen besser. 

Dennoch, so Schulze-Velmede, bereitet ihm die Mitgliederentwicklung Sorge. Aktuell habe das Dekanat einen Rückgang von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Auch deshalb stehe die Frage im Mittelpunkt, mit welchem Gebäudebestand die Kirche in Zukunft planen könne. 

Neue Gebäudekonzepte bei sinkenden Mitgliederzahlen

Bei einer jüngst vorgenommenen Bestandsaufnahme im Dekanat wurde deutlich, dass es einen großen Gebäude- und Flächenbestand gibt, der zum Teil wenig genutzt wird. In nächster Zeit müssen die Gemeinden Konzepte für die Nutzung entwickeln. Dabei soll es auch darum gehen, wie sie mit anderen Organisationen kooperieren können. Kirchliche Gebäude sollten sozial so genutzt werden, dass das Gemeinwesen davon profitiere und die Kirche sichtbar bleibt. 

Als positives Beispiel nannte Schulze-Velmede den fast fertiggestellten Neubau der Kita und des Familienzentrums in der Gießener Nordstadt. Das Gebäude ist für eine 6-gruppige Kita und zusätzlich für Wohn und Büroeinheiten geplant und es wird in ökologisch hochwertiger Bauweise errichtet. „Der Neubau steht dafür, wie ein kirchliches Gebäude im Sozialraum und für das Gemeinwesen eine wichtige Funktion erfüllen kann.“  Ein weiteres Projekt werde absehbar auf dem Grundstück der Andreasgemeinde in Gießen-Ost gestartet.

Künftig Kirchen auch als Begegnungsorte nutzen

Gemeinden sollten „mutig sein, soziale Verantwortung übernehmen  und Neues mit ihren Gebäuden und Flächen ausprobieren“. So lautete der Rat eine Referentin, Susanne Talmon, vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, an die Gemeindevertreter. Dabei gehe es längst nicht nur um die Nutzung der Kirchenräume oder der Gemeindehäuser, sondern auch der sie umgebenden Flächen. Die Kirche habe die Chance „grüne Oasen“ in Städten zu schaffen und Nachbarn zum „gemeinsamen Beeten“ einzuladen.

Kirchen könnten auch in strukturschwachen ländlichen Gebieten als Begegnungsorte  genutzt werden, sagte Talmon. Sie berichtete von der in diesem Sommer eröffneten Mainzer „Cafédrale“ in der Maria-Magdalena-Gemeinde, in der Kaffee getrunken, aber auch von Einzelnen in „Workingspaces“ mit Internetanschluss gearbeitet werden kann. Wenn Gemeinden über die Zukunft ihre Gebäude nachdenken, sei nicht nur nach kirchlicher Nutzung zu fragen sondern auch danach, welche Bedeutung sie für Nachbarn, Vereine und die Nachbarschaft haben. Manchmal sei das „mühsam und schmerzhaft, aber immer lohnend“, so die Referentin.


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