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Instrument findet neues Zuhause

Umzug der Wichern-Orgel vollendet

Die Orgel der mittlerweile abgerissenen evangelischen Wichernkirche im Gießener Osten hat in der Kulturkirche St. Thomas Morus einen neuen Bestimmungsort gefunden. Am 3. November feierten wir einen musikalischen Gottesdienst zur Begrüßung der Orgel in der Georgs-Kapelle der Thomas Morus Kirche. Nach jahrelangem Schweigen erklingt die Wichernorgel mit ihrer besonderen Geschichte nun endlich wieder in altem Glanz an neuem Ort.

In den vergangenen Wochen baute Orgelbauer Andreas Seul aus Hüttenberg das Instrument neu auf. Anfang des Jahres wurde die Orgel wegen des geplanten Abriss der Wichernkirche zwischengelagert. Nun erklingt sie im alten Glanz an neuer Stelle. Künftig wird die Orgel in Gottesdiensten, Andachten und Konzerten sowie für die kirchenmusikalische Ausbildung genutzt. Durch die große Nachfrage nach Übemöglichkeiten ergaben sich hier in der Vergangenheit öfters Engpässe. Nun steht - auch dank des Fördervereins der Kulturkirche St. Thomas Morus e. V. - neben der großen Kreienbrink-Orgel ein zweites Instrument zur Verfügung, um den kirchenmusikalischen Nachwuchs zu fördern. Jakob Handrack, künstlerischer Leiter der Kulturkirche, freut sich sehr. „Das ist ein wichtiger Schritt für den Kultur-Ort St. Thomas Morus und außerdem ein Zeichen gelebter Ökumene.“

2021 stellte ein Gutachten die Instabilität der Dachkonstruktion an der ehemaligen Wichernkirche fest. Seitdem feiert die evangelische Gemeinde ihre Gottesdienste in St. Thomas Morus. Für die evangelische Gesamtkirchengemeinde Gießen-Ost ist es ein positives Zeichen, dass die Orgel aus der ehemaligen Wichernkirche erhalten werden konnte.

1979 wurde das Instrument von Lok-Betriebsinspektor Karl-Hans Adolph und Schreinermeister Johannes Hopp, zwei Mitgliedern aus der damaligen Gemeinde, zusammengebaut. 45 Jahre später übernahm diese Aufgabe der Orgelbauer Andreas Seul. Die Göttinger Firma Hofbauer kam damals auf die Idee, eine Orgel im Baukastensystem zu entwerfen mit weitgehend standardisierten Maßen für Windladen, Spielmechanik und Pfeifenwerk. Er ließ die Teile – übrigens in durchaus hoher Qualität – von Zulieferern fertigen. Die arbeitsintensiven Schritte, wie z. B. den Zusammenbau und das Einregulieren der gesamten Spielmechanik mit ihren vielen tausend beweglichen Gliedern aus Holz und Aluminium, sollte dann der Käufer übernehmen. Viele Gemeinden scheiterten an diesen Anforderungen. Das führte dazu, dass die Landeskirche ihren Gemeinden wenige Monate nach der Weihe der Wichern-Orgel den Kauf solcher Bausätze verbot. Das macht die Wichern-Orgel wortwörtlich zu einem einmaligen Instrument. Für die ehemalige Gemeinde bedeutet sie ein wichtiges Stück Gemeinde-Identität. Sie ist Ausdruck eines gewissen Stolzes, den die Gemeinde über ihre Orgel und deren Erbauer hegt. Umso wichtiger, dass mit diesem Instrument ein Stück „Wichern“ überlebt hat.


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