Pfarrerin Janina Franz
„Ich möchte an einer bunten und fröhlichen Kirche mitbauen!“
Besonders gern arbeitet Janina Franz mit Kindern und Jugendlichen zusammen, weil die „noch auf der Suche“ sind, neugierig und hemmungslos fragen. Nach dem Abitur, das sie an der Gießener Liebigschule absolvierte, hat es sie zunächst ins Lehramt gezogen. Dass sie dann Theologie studierte, mit theater-pädagogischen und schauspielerischen Schwerpunkten, hängt mit ihren guten Erfahrungen als Jugendlicher im Gießener Land zusammen. Aufgewachsen ist sie in Allendorf/Lumda, hat in verschiedenen Gemeinden Orgel gespielt, in Chören mitgesungen und ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kirchengemeinde Daubringen geleistet.
Inzwischen weiß sie genau, was das Schöne am Pfarrerinnenberuf ist. „Ich kann für Menschen da sein, pädagogisch arbeiten, unterschiedliche Generationen zusammenbringen und in der gegenwärtigen Umbruchssituation als junge Pfarrerin in der kleiner werdenden Kirche sehr viel gestalten.“ In der Wicherngemeinde hat sich gerade Aufbruchstimmung breit gemacht, auch wenn einiges im Abbruch ist. Vor kurzem hat die Gemeinde, die im nächsten Jahr vielleicht mit den benachbarten Gemeinden Andreas und Luther eine Gesamtkirchengemeinde bilden wird, ihre baufällige Kirche und zuvor bereits das Gemeindehaus verkaufen müssen. Seit der bauaufsichtlichen Sperrung der Kirche werden Gottesdienste in der nahen katholischen Kirche Sankt Thomas Morus gefeiert.
Unerschrocken Neues wagen
Janina Franz weiß um die Trauer insbesondere älterer Gemeindemitglieder über den Verlust des Kirchengebäudes. Dass die Verantwortlichen in der Gemeinde der Entscheidung nicht ausgewichen sind, hat sie beeindruckt. Dass sie nun an der Gestaltung des künftigen Wegs mitwirkt, empfindet sie als Geschenk. „Während viele Gemeinden an Vergangenem festhalten, lieber erst einmal abwarten und mit Skepsis und Sorgen in die Zukunft blicken, hat sich die Wicherngemeinde auf den Weg gemacht, einiges riskiert, unerschrocken Neues gewagt und ist in vielem der Zeit voraus.“
Ihre erste Pfarrstelle in der Evangelischen Kirche in Hessen und Naussau bekam Janina Franz 2018 am Rhein in St. Goarshausen. Mit der Geburt ihrer Tochter wuchs aber auch der Wunsch in die Nähe ihrer Familie, wie auch der ihres Partners nach Mittelhessen zurückzukehren.
Kirche ist weiblicher geworden
Mit der neuen Pfarrerin hat sich das Bild der Evangelischen Kirche in Gießen weiter verjüngt. Und ist noch weiblicher geworden. Das klassische Bild vom Pfarrer ist überholt, das hat Janina Franz bereits im Studium erfahren, wo deutlich mehr Frauen als Männer Theologie studiert haben. Sieben Pfarrerinnen prägen künftig das kirchliche Leben im Gießener Nordosten. Für manche Gemeindemitglieder ist das vielleicht noch ungewohnt. „Eine ältere Frau sagt zu mir: Früher war der Pfarrer noch eine Respektsperson!“ Aber das will Janina Franz gar nicht sein. Sie weiß, dass gerade Ältere sich daran erinnern, mit welcher Furcht oder Unbehagen sie als Jugendliche im Konfirmandenunterricht auf einen strengen, manchmal autoritären Pfarrer trafen. „Ich möchte an einer bunten und fröhlichen Kirche mitbauen!“
Pfarrerin Janina Franz wird am Sonntag, 2. Juli 2023, 10 Uhr, im Gottesdienst in der Sankt Thomas Morus-Kirche, Grünberger Straße 80, offiziell in ihr Amt eingeführt.